Vom Toppgast zum Erlebnis-Chef – Michael Gerbers unvergessliche Zeit auf der „Gorch Fock“ 🚢
Für den Veranstaltungsleiter des Windjammerfestivals ist es eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit – in eine Zeit, in der er als junger Wehrpflichtiger selbst an Bord stand. Unter Vollzeug durch die Biskaya, begleitet von Delfinen – diese Bilder sind ihm bis heute präsent.
Der Start in eisiger Kälte
Seine erste Begegnung mit dem legendären Segelschulschiff hatte Gerber im Januar 1984 in Kiel – und die war alles andere als glamourös. Statt Seekarten studieren hieß es Wurzelbürste und Scheuerpulver in die Hand, Deck schrubben bei eisigem Fördewasser. Doch Gerber entdeckte schnell seine Leidenschaft für die Höhe: als Toppgast am Fockmast, gesichert nur mit zwei Tampen und Karabinern, wurde er ein fester Teil der Backbord-Crew.
Auf großer Fahrt – von Kiel bis in die Karibik
Im April 1984 begann das Abenteuer: von Kiel über den Nord-Ostsee-Kanal nach Teneriffa, weiter über den Atlantik bis nach Antigua, dann Richtung Norden nach Boston und Quebec. Ein Crewtausch brachte ihn für kurze Zeit auf die portugiesische „Sagres II“ – ein Schiff, das im Gegensatz zur disziplinierten „Gorch Fock“ auch mal Fußball an Deck zuließ. Besonders kurios: Die „Sagres II“ wird auch bei der SAiL 2025 zu Gast sein – ein weiteres Déjà-vu für Gerber.
Seemannsleben mit besonderen Momenten
Vier Monate und über 13.000 Seemeilen später kehrte die „Gorch Fock“ nach Kiel zurück. Gerber hatte in dieser Zeit alle Facetten des Lebens an Bord kennengelernt – von nächtlichen Barkassenfahrten auf Antigua bis hin zu der beinahe entstandenen Idee, sich einen Schmetterling tätowieren zu lassen. Als Sänger der Bordband sorgte er zudem für Stimmung, probte zwischen Klorollen und Reinigungsmitteln und performte lieber Westernhagen als Shanties – zur Freude der Crew auf windstillen Atlantikpassagen.
Kein Feriencamp auf hoher See
Trotz aller Romantik war das Leben an Bord kein Segeltörn im Postkartenstil. „Die ,Gorch Fock‘ ist eine schwimmende militärische Einheit“, betont Gerber. „Manche sind nicht freiwillig dort. Auf engem Raum kann das zu Konflikten führen.“ Rückzugsmöglichkeiten? Fehlanzeige.
Die Liebe zur See bleibt
Auch nach seiner Zeit bei der Marine ließ ihn die Faszination der Segelschifffahrt nicht los. Als Student heuerte er nach dem Prinzip „Hand gegen Koje“ auf der „Thor Heyerdahl“ an und vermittelte dort jungen Trainees Selbstständigkeit und Teamgeist. Nebenbei lernte er an Bord auch seine spätere Frau kennen.
Zurück zu den Wurzeln?
Heute ist Michael Gerber Gastgeber des größten Windjammertreffens an der deutschen Nordseeküste. Doch vielleicht wird es ihn bei der SAiL 2025 noch einmal in die Masten der „Gorch Fock“ ziehen – dorthin, wo seine maritime Reise vor über 40 Jahren begann.
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